Sonntag, 2. November 2008

Memo - Fortsetzung IV

ORGATEC, Köln - von Raubkopien, Aktensystemen und wirklich schönen Menschen

Drei Memorien stehen noch aus. Ein Panton lässt aber niemanden einfach stehen, also hier die Fortsetzung der Köln-Impressionen. Da waren also ganz ganz viele Designer, Verkaufsberater, Messeverantwortliche, Fressbudenbesitzer und noch mehr Besucher. Alle wegen den Möbeln, den teuren Namen und den vielen Fachsimpeleien. Mir als Panton - sozusagen ein um Formen und Farben wohlwissendes Designerstück - fiel vor allem aber auf, dass sich alles irgendwie ähnelte. Da waren große, bis ins kleinste Detail konzipierte Messeimperien, sich um die innovativsten Ideen brüstend und das Verkaufsnäschen so hoch tragend, dass es fast reinregnete. Da hüllten sich verdächtig bekannte Lehnen und Stuhlbeine in noch vertrautere Farben und zeichneten sich unter höchst fraglichen Namen aus. Da verteilten sich Prospekte und Visitenkarten, Ausstellungskataloge und Fachpublikationen um die Wette - jeder hielt das einzig wahre in der Hand. Und mit einem zugedrückten Pantonauge formte sich das ganze Boohbawooh zu einer einzigen Masse, die scheinbar meinen Familiennamen trägt. Euer Panton will damit sagen, dass sich der Großteil der Designer hätte weniger auf die Komposition der jeweiligen Messestände konzentrieren sollen, als vielmehr in eigene, innovative und wirklich neue Designideen zu investieren. Dann haben wir nächstes Jahr vielleicht eine Messe, die nicht die weltgrößte Sammlung von - man verzeih mir - Designpiraterie darstellt, sondern wirklich den Melting Pot der INterieurgeschichte verkörpert.

Natürlich war nicht alles Gedankenraub in Köln. So wurde ich beispielsweise ganz herrlich eindringlich von einem wirklich originellen, charakterwitzigen US-Ami über das neue Aktenarchivierungssystem aufgeklärt. Mit meinem Wissen über das 173-quer-Halterungssystem im Vergleich zum brandnneuen 258-längs-Halterungssystem bin ich nun stolzer Besitzer des "Aktenarchivierungs-Zertifikates". Meine Geduld, diese Aufklärung über mich ergehen zu lassen wurde mit einer großzügigen und äußerst interessanten Stellungnahme zum Thema "Art and Design" belohnt. Ich weiß zwar nicht einmal mehr, wie dieses Aktenmonster eigentlich hieß, aber es war grün und machte das typische Geräusch voller Aktenschränke beim Öffnen. Und beim Schließen freute ich mich über den IKEA-Effekt, der die Schubladen ganz sanft und leise gleiten lässt.

Ganz sanft und freundlich waren auch viele der dort anwesenden Besucher und Händler. Alle fein im Dresscoat, der - weil überwiegend Nadelstreifen oder das kleien Schwarze - schon uniform wirkte und ganz entgegen der so freidenkenden, innovativen und freilich gar nicht anpassungswilligen Designer auffiel. Da liefen sie also alle wie die Ameisen umher, einer glich dem anderen, selbst die Damenwelt schien sich abgesprochen zu haben (braune oder schwarze Stiefel unterm herbstlichen Strickkleid oder dem feinen Kostüm) und der dunkle Einheitszwirn verhalf dem sonst sehr farbenprächtigen Raum zu noch mehr Konstrast und Gegenspiel. So viele schöne und zurecht gemachte Menschen habe ich selten auf einem Haufen gesehen. Als Panton wusste ich gar nicht, wohin zu erst schauen....immerhin fiel mein Blick ja auch noch auf die formschönen und edlen Objekte. Wirklich schön.

In diesem Sinne und auf ein fröhliches Aktensystem,

euer Panton

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Welcome, Welcome!

Ich, der Panton begrüße euch auf meinem Blog.

Rot bin ich. Und aus Fiberglas. Baujahr 1959 oder so in dem Dreh. Also schon etwas betagt. Habe aber schon allerhand vom Designerleben mitgekriegt und mein Ziehvater ist der Verner. Verner Panton. Von der Figur her? mhhh...eher schlank bis sportlich-elegant. Ein Hauch Extravaganz liegt in der Luft. "Was Edles!", sagen die Leute. Bemerkenswert: ich habe keine Beine im Sinne von "Stuhlbeine" und auch keine Arme. Ich bin eben anders und irgendwie aus einem Guß. "Schon was Besonderes, so ein Panton.", sagen sie dann. Die Leute.

Ich bin also P.anton, ein CC. Außnahmsweise hat das mal nix mit Sportausstattung oder Cabrios zu tun. Also, Panton CC steht in diesem Fall für Panton Chair Classic, was wiederum heißt, ich bin aus derRolls Royce- Variante unter den Pantons, weil aus Fiberglas.

Jedenfalls: viel Spaß auf meinem Blog und auch, wenn ich "nur" ein Stuhl bin, habe ich dennoch allerhand zu sagen!